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Findlinge am Drewitzer See "erzählen" ihre Geschichte

50 "Zeugen der Eiszeit" sind im kleinen Dorf Ortkrug zu bestaunen

aus der Verlagsbeilage des Nordkurier Neubrandenburg 2003

Ortkrug

Wenn Steine erzählen könnten, sie würden von großen Gebirgen berichten, über die sich riesige Eispanzer zogen und mit ungeheurer Zugkraft Brocken herausbrachen. Sie würden schildern, wie die Steine einfach mitgeschleppt und schließlich tausende Kilometer weiter liegen gelassen wurden.

Wer als Urlauber kurz vor der Autobahnbrücke bei Alt Schwerin den Hinweisschildern zum Kiwi-Hotel folgt und abenteuerlustig genug ist, den Waldweg immer weiter zu fahren, der wird einen Ort finden, an dem ihm die Steine genau diese Geschichte erzählen.

An dem idyllischen Plätzchen Ortkrug direkt am Drewitzer See sind 50 "Zeugen der Eiszeit" zu einem Findlingsgarten gestaltet worden. Der größte Brocken wiegt 15 Tonnen, der kleinste nur wenige Gramm. Alle sind mit Hinweisschildern versehen, auf denen einem Graniteis, Diorit, Amphibolit erklärt werden.
Auf großen Tafeln wird der Gast über Spuren der Weichseleiszeiten informiert. Der Rastende kann sich aber auch an diesem wunderschönen "Krug am Ende" (des Sees), so die alte Bedeutung des Ortsnamens, ins Gras legen und die Ruhe genießen. Vielleicht kommt dann aus dem letzten noch stehengebliebenen Haus ein freundlicher älterer Herr mit einem Stock heraus und erzählt über "seine" Steine.

Es wäre dann Ulrich Reeps, Begründer der Stiftung Reepshold, die aus dem ehemaligen Gebäude der Fischereigenossenschaft ein Naturschutzzentrum gemacht hat und ebend diesen Findlingsgarten mit dem Biotop eines Trockenrasens drumherum.
Ulrich Reeps würde sicher berichten, wie er die Gesteinsbrocken aus dem Kieswerk bei Blücherhof geholt hat.
"Ich habe Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um einen wagemutigen und erfahrenen Fahrer mit entsprechender Technik zu finden", schildert der ältere Herr die Odysee der Steine. In Plau am See wurde er fündig. Mit entsprechender Hydraulik, Rollwannen und Radlader wurden die tonnenschweren Gesteinsblöcke aufgeladen und nach Ortkrug bugsiert.

Zusammen mit einem Geschiebekundler von der Universität in Hannover gestaltete Ulrich Reeps den Findlingsgarten. Die Gneise, Granite und sogar seltener roter Sandstein wurden durch die verschiedenen Eiszeiten aus Norwegen, Schweden oder Finnland nach Mecklenburg verschleppt.

Die Steine sind für Ulrich Reeps Zeitzeugen, die es zu bewahren gilt. Denn er möchte mit seiner Stiftung bei den Menschen Verständnis für die Natur wecken, damit sie mit dem nötigen Respekt an ihre Bewahrung gehen. Den mit dem Findlingsgarten will er den Besuchern das Gefühl vermitteln, welch kurzen Zeitraum jedes Lebewesen auf der Erde verbringt. "Die Steine sind ein bis zwei Milliarden Jahre alt, sie werden noch da sein, wenn wir nicht mehr sind."

Mit diesem Wissen im Gepäck, kann sich der Besucher nun aufs Rad schwingen oder weiter wandern, oder ein Bad im See nehmen. Die letzte Eiszeit sorgte im Norden Deutschlands noch immer für Abkühlung, obwohl die Gletscher schon vor 10 000 Jahren geschmolzen sind. Denn sie ließen nicht nur Steine, sondern auch den Drewitzer See zurück, in dessen Fluten sich man bei Sommerhitze stürzen kann.

Lea Mock

 

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